Nachhilfe in Kirchensachen
(Ich denke noch oft an Maria)
„Ich war das jüngste von sechs Kindern, das einzige Mädchen. Min Vadder hatt sick nen Ast avfröiet, wann hi datt jewahr woarn is!“, erzählte Maria. „Meine Brüder waren viel älter als ich. Zwei von ihnen sind im Krieg gefallen und die anderen gingen in die Fabrik zur Arbeit. Was die da gemacht haben, da wurde bei uns nicht drüber gesprochen und wenn ich nachfragte, dann bekam ich immer die Antwort: Dat is nix for Froonslöid und schon gar nich for Kinners!“
Maria war also einerseits das jüngste Kind gewesen, andererseits musste sie aber bereits im Alter von zehn Jahren den Haushalt übernehmen, weil die Mutter starb.
„Ich weiß auch nicht, was usse leiwe Herrgott sich dabei denket hat. Das war doch nicht gerecht!“, sagte sie und ihre Augen wanderten ins Weite.
„Dann hattest du es sicher nicht leicht!“, sagte ich nach einer Weile. Maria wischte über ihre Augen und schon lächelte sie wieder.
„Ich bin ja noch hier, wie du siehst. Es ging schon! Übrigens habe ich einen Wunsch: Würdest du mal mit mir in die Kirche gehen? Ich möchte so gern eine Kerze anzünden!“
Den Wunsch konnte ich ihr nicht abschlagen.
„Klar, wann immer du möchtest!“
„Jetzt!“, sagte sie. „Sag mal, bist du eigentlich katholisch?“, wollte sie wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin evangelisch!“
„Da hab ich nix um bei. Wat usse Herrgott sähet hett, dat blöihet auk, egal, was da för en Noame dransteht!“
„Meinst du, dass mich der Herrgott gesät hat?“, fragte ich lachend.
„Sicher, wer denn sonst!“, behauptete Maria.
Wir machten uns fertig und fuhren dann zur Kirche, nicht ohne einen kleinen Abstecher auf den Friedhof zu machen. Maria zeigte mir die Gräber ihrer Familienangehörigen und an jedem betete sie ein kurzes Gebet.
„Mitmachen!“, forderte sie mich auf, als sie sich bekreuzigte und dann zeigte sie mir, wie man das macht. Wieder was gelernt.
© Regina Meier zu Verl