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Archive for Oktober 2018

Dieses Bild hing viele Jahre im Wohnzimmer meines Großvaters. Nach seinem Tod ist es bei mir eingezogen und erinnert mich immer wieder an ihn, doch nicht nur dieses Bild – er ist beinahe täglich in meinen Gedanken. Von ihm habe ich wohl die Liebe zum Fabulieren geerbt. Schon früh hat er mir Gedichte aufgesagt, oft eigene Dichtungen, aber auch an die großen Dichter hat er mich herangeführt. Ich weiß noch gut, wie stolz er war, als ich anfing Verse zu schmieden und noch heute höre ich seine Stimme, wenn ich mich gerade mit einem Gedicht beschäftige.

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Handyfoto des Bildes von Otto Quante „Die Sorglosen“

Zu dem Bild wird es demnächst eine Geschichte geben, ich arbeite daran – und natürlich wird sie zu Ehren meines Großvaters mit Versen gespickt sein.

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Heute durfte ich einen weiteren Punkt auf meiner „Löffelliste“ abhaken. Der Wunsch lautete: Einen Yogakurs machen.
Der Punkt steht schon eine Weile auf der Liste, ist eigentlich ganz leicht umzusetzen. Für mich war es das aber nicht, bis heute. Dass ich viel Gewicht verloren habe, habe ich ja schon erzählt. Mittlerweile sind es 40 Pfund. Ich fühle mich wie neugeboren, bin beweglicher und traue mich in einer engen Sporthose in die Öffentlichkeit.
Heute morgen also ging es los: Yoga für Anfänger. Und was soll ich sagen? Es war toll! Ab sofort gehe ich jeden Mittwochmorgen dorthin und ich schließe nicht aus, dass ich auch zuhause meine Übungen machen werde. Das ist für mich ein Megaschritt!
Jetzt kann ich mich auf den nächsten Punkt konzentrieren, der nicht ganz so einfach umzusetzen ist, aber wie sagt unsere Angie so schön: Wir schaffen das!

2017-10-15 12.17.20

Ganz so füllig war ich nicht – aber das Bild diente zur Abschreckung

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Das Wetter lädt noch immer dazu ein, die Zeit draußen zu verbringen. Ich werde es mir mit einem Buch auf der Terrasse gemütlich machen. Über das Wetter will ich gar nicht meckern, es fühlt sich herrlich an, aber nachdenklich macht es mit auch …

 

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Diese schöne Bild habe ich bei holiho/pixabay gefunden

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Heute habe ich einen wunderbaren Morgenspaziergang gemacht und das Herbstwetter und die herrliche Sonne genossen.
Wieder zu Hause schrieb ich an meiner aktuellen Geschichte, die fast fertig war. Mittlerweile war ich bei der dritten Überarbeitung angekommen und bis auf ein paar Kleinigkeiten ganz zufrieden. Es fehlte lediglich noch eine Prise Gewürz, welches weiß ich nicht, deshalb ließ ich sie offen und kochte meinem Mann erstmal sein Mittagessen. Vergnügt werkelte ich in der Küche, putzte noch hier und da und summte leise vor mich hin.
Gestern Abend hatte ich noch ein Strickwerk beendet und mir kam der Gedanke, dass ich das schnell noch in die Waschmaschine geben könnte, damit ich es nachher noch in der Sonne trocknen konnte.
Da noch etwas Zeit bis zum Mittagessen blieb, wollte ich noch einmal meine Geschichte lesen. Leider hatte mein Computer in dieser Zeit ein Update gemacht und wenn sonst die ungespeicherten Dateien immer wiederhergestellt werden konnten, so war es dieses Mal nicht so. Ich hatte die Datei nicht gespeichert und ich habe dann wirklich alles versucht, ich fand sie nicht mehr! Verflixt und zugenäht!

Da mir der Inhalt aber noch sehr geläufig war durch die vielen Überarbeitungen, tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich sie nachmittags ja ganz leicht wieder aufschreiben konnte. Es waren auch nur ca. drei Seiten. Das würde ich verschmerzen.

Mittlerweile war die Waschmaschine mit dem Wollprogramm fertig. Ich holte voller Stolz drei Schals und das neu gestrickte Dreiecktuch aus der Maschine, alles roch schön frisch! Ich wollte die Teile auf dem Wäschereckchen ausbreiten, als ausgerechnete das neue Tuch an einer Schraube hängenblieb und … ein Faden zerriss. Malheur Nummer zwei für diesen Tag! Verflixt und zugenäht, im wahrsten Sinne des Wortes, da werde ich flicken müssen, wenn das Teil trocken ist. (Foto mache ich später, sonst lasse ich noch das Handy fallen oder es passiert sonstwas.)

So, die Geschichte steht wieder und oh Wunder: das Gewürz, das noch fehlte, ist nun wie von selbst mit hineingeflossen. Überhaupt ist sie doch etwas anders geworden, als ich sie in Erinnerung hatte. Das kann ja kein Zufall sein, nicht wahr?
Heute Abend flicke ich dann mein Strickwerk und zeihe folgenden Schluss aus meinen Erlebnissen:

Nie wieder werde ich meinen Schreibtisch verlassen, ohne die Arbeitsdatei gespeichert zu haben!
Und: ich werde mir ein neues Wäschereck besorgen!

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Ein hagebuttenrotes Kleid
und feine schwarze Schuh,
dann bin ich für den Ball bereit,
ich trage Gold dazu.
Kastanienbraun schimmert mein Haar,
es glänzt im Sonnenlicht,
doch dort, wo sonst ein Lächeln war,
find ich es heute nicht.
Ich übe und ich lach mich an,
zuerst fällt es noch schwer,
doch etwas später klappt es dann,
fast konnt ich es nicht mehr.
Die allerschönste Jahreszeit,
die ist der Herbst für mich,
dann trage ich mein rotes Kleid
und lach mir ins Gesicht.
© Regina Meier zu Verl

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Hier kannst du die Geschichte auch anhören: KLICK
Baumgeflüster

„Weißt du eigentlich, dass die dicke Eiche auf unserem Hof reden kann, Opa?“, fragt Jan seinen Opa, der gerade hinter dem Schuppen eine Zaunlatte repariert.
„Klar, weiß ich das. Ist ein richtiges Plappermäulchen, die Dicke!“, sagt Opa und grinst übers ganze Gesicht.
„Du glaubst mir wohl nicht!“ Jan kennt diesen Tonfall und das dazugehörende Grinsen.
„Wieso? Ich habe doch gesagt, dass sie plappert!“
„Ja, aber das sagst du nur so. In Wirklichkeit denkst du, dass ich spinne!“ Jan kickt mit dem Fuß einen dicken Ast zur Seite. „Aua!“ Der Ast war härter als gedacht.
„Hast du dir was getan?“, fragt Opa besorgt. Er lässt den Hammer fallen und geht auf Jan zu. Doch der ist verärgert. Schnell läuft er davon.
„Nun warte doch, Junge! Was hat sie denn nun gesagt, die Eiche?“, ruft Opa.
„Sie sagt, dass Erwachsene blöd sind!“, antwortet Jan ohne sich umzuschauen. Im gleichen Moment tut es ihm schon wieder leid. Er wollte Opa doch erklären, wie Bäume miteinander reden, denn die plappern natürlich nicht so wie die Menschen. Aber soweit ist er ja gar nicht gekommen, gleich hat Opa das ins Lächerliche gezogen und das findet Jan blöd, sehr blöd sogar.
Jan setzt sich auf die Bank vorm Haus, zieht seinen Schuh und den Strumpf aus und reibt seinen schmerzenden Zeh. Als Opa am Haus angekommen ist, setzt er sich zu Jan auf die Bank.
„Tut mir leid!“, sagt Opa.
„Mir tut es auch leid!“, sagt Jan und dann grinsen sie beide.
„Ist dein Zeh verletzt?“, will Opa wissen.
„Nein, ich glaube nicht, sehen kann man nichts. Ist ja meine eigene Schuld!“, sagt Jan und streckt Opa den Fuß hin. „Guck du doch mal!“
Vorsichtig bewegt Opa Jans Zeh hin und her.
„Scheint alles in Ordnung zu sein!“, sagt er dann. „Vielleicht sollten wir trotzdem ein wenig mit Eis kühlen“, schlägt er vor und macht sich auf den Weg ins Haus. „Bin sofort zurück!“
Als er mit einem leckeren Eis zurückkommt, das zwar nicht den Zeh kühlt, aber Jans Zunge, ist die Welt wieder in Ordnung.

„So, und jetzt erzähl mir mal, was die dicke Eiche gesagt hat!“, bittet Opa.
„Na ja, so richtig gesprochen hat sie nicht, also so mit Worten wie wir, meine ich. Aber Bäume reden miteinander“, erklärt Jan seinem Großvater. „Heute war ein Förster in unserer Schule, der hat uns erzählt, dass die Bäume so eine Art Netzwerk haben, in dem sie sich miteinander verständigen können!“
„Wie im Internet?“, fragt Opa.
„Ja, ganz ähnlich, sie brauchen dafür aber keinen Computer, sie machen das mit Gerüchen, Geschmäckern und mit ihren Wurzeln!“, erzählt Jan.
Opa ist beeindruckt und will mehr wissen.
„Hat der Förster euch auch erklärt, wie das geht?“
„Ja, alles habe ich nicht behalten, aber gemerkt habe ich mir, die Sache mit den Raupen!“
„Igitt, ich mag keine Raupen!“, meint Oma, die gerade aus dem Haus kommt.
„Setz dich zu uns, der Jan erklärt mir gerade wie die Bäume miteinander reden!“, sagt Opa und klopft mit der flachen Hand auf die Bank. „Komm!“
Jan erzählt weiter: „Wenn eine Raupe an einem Blatt knabbert, dann ist das für den Baum eine Verletzung. Es tut ihm weh. Also wehrt er sich!“
„Ach ja? Was macht er denn? Schüttelt er sich?“, fragt Oma lachend.
„Du sollst den Jungen ernst nehmen!“, schimpft Opa. „Rede weiter, Jan!“
„Er schüttelt sich nicht, das kann er gar nicht, dazu braucht er Wind. Bäume, die sich von sich selbst aus schütteln können, gibt es nur im Märchen!“ Jan erinnert sich, dass der Förster das auch gesagt hat. „Auch kann ein Baum keine Geräusche machen von sich selbst aus. Er muss zu anderen Mitteln greifen. Passt auf: Die Raupe knabbert und solange es ihr schmeckt, wird sie weiter knabbern. Also verändert der Baum den Geschmack seiner Blätter. Das dauert ein wenig, aber so ungefähr nach einer Stunde schmeckt das Grün so widerlich für die Raupe, dass sie von ihm ablässt. Und um die anderen Bäume zu warnen, verändert sich auch der Duft des Baumes!“

Oma und Opa staunen. Das haben sie nicht gewusst, aber wenn Jan das sagt, dann ist da sicher etwas Wahres dran.
„Das klingt sehr logisch, auch wenn ich mir das noch nicht so richtig vorstellen kann!“, meint Opa.
„Wir haben ein Arbeitsblatt bekommen, auf dem das noch einmal erklärt wird!“ Eifrig springt Jan auf, um seinen Schulrucksack zu holen.
„Guckt hier!“ er zeigt das Arbeitsblatt. Man sieht einige Bäume, die in einer Gruppe beieinanderstehen. Ihre Kronen berühren sich und unter der Erde sind ihre Wurzeln miteinander verbunden. Die gezeichneten Bäume haben fröhliche Gesichter, nur einer von ihnen schaut verärgert, in seiner Krone sitzt nämlich eine fette Raupe, die sich an dem Blattgrün sattfrisst. Im nächsten Bild schauen dann alle Bäume verärgert, sie haben mitbekommen, dass sich da ein Schädling bei ihrer Baumfreundin eingenistet hat. Im dritten Bild purzelt die Raupe auf die Erde und macht sich, so schnell sie kann, davon. Ihr schmeckt es nicht mehr. In einer Sprechblase steht „Igittigitt“.
„Das ist aber schade!“, sagt Opa und legt die Stirn in Falten.
„Was denn?“, fragen Oma und Jan gleichzeitig.
„Na, dass unsere dicke Eiche da ganz alleine steht. Sie hat niemandem, mit dem sie sich unterhalten kann und der sie vor Raupen warnen könnte. Sicher ist sie einsam!“
Das findet Jan auch, aber er hat keine Idee, wie man das ändern könnte. Schließlich sollte die Eiche auch einen Partner ihrer Art haben, oder doch nicht?
„Meinst du, wir könnten einen kleinen Baum daneben pflanzen, Opa?“, fragt er deshalb.
„Ja, das meine ich. Hat denn der Förster gesagt, ob Eichen sich auch mit anderen Bäumen vertragen?“, will Opa wissen.
Jan schüttelt den Kopf. „Nein, das hat er nicht gesagt. Gleich morgen frage ich mal nach. Wir machen nämlich mit dem Förster einen Ausflug in den Wald.“
„Das finde ich super! Ach, ich würde auch gern noch einmal zur Schule gehen“, meint Opa, doch das findet Jan völlig übertrieben. Sie gehen ja nicht jeden Tag in den Wald.
„Du kannst in die Baumschule gehen und eine Freundin für unsere Eiche aussuchen. Das ist auch schön, oder nicht?“, fragt Jan.
„Das machen wir zusammen, wenn du herausgefunden hast, was für einen Baum wir pflanzen wollen! Ich fände es gut, wenn es keine Eiche wäre.“
„Aber warum denn, Opa?“
„Weil die so langsam wachsen, dass ich gar nicht mehr erleben würde, ob die beiden sich anfreunden. Unsere Dicke ist nämlich schon älter als ich, mein Opa hat sie gepflanzt, vor mehr als siebzig Jahren.“
Jan überlegt einen Moment. Wahrscheinlich hat Opa Recht, sie sollten einen schnellwachsenden Baum aussuchen, damit sie selbst etwas davon hatten – nicht erst die Ur-Ur-Enkel. Ist doch klar!

 

© Regina Meier zu Verl

 

 

 

 

 

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2017-12-07 18.29.58

Das sind keine Büchersocken, sondern ganz einfache Füßesocken

Büchersocken

„Was strickst du, Oma?“, fragt Maila und versucht auf meinen Schoß zu krabbeln. Sofort lege ich das Strickzeug zur Seite und helfe der Kleinen hoch.
„Ich stricke Buchhüllen, Maila.“
„Ist den Büchern denn kalt?“
Ich muss lachen, dabei ist die Frage ja eigentlich clever.
„Nein, kalt ist ihnen nicht, aber es sieht doch hübsch aus, findest du nicht?“
„Ja, Oma, aber warum strickst du Socken für die Bücher? Strick doch lieber für mich, vielleicht ein Paar pinke Socken!“
„Hast du denn noch gar keine in Pink?“, frage ich und wundere mich. Sie besitzt Socken in allen Farben. Das dachte ich jedenfalls.
Heftig schüttelt Maila den Kopf.
„Nein, habe ich nicht. Die, die ich hatte sind zu klein geworden, deshalb habe ich sie Greta geschenkt, die hat winzige Füße.“
Greta ist Mailas Puppe. Sie hat tatsächlich winzige Füße, selbst Mailas Socken werden zu groß für sie sein. Deshalb schlage ich vor, dass ich, sobald ich die Buchhülle fertig gestrickt habe, für sie und Greta ein Paar Partnersocken stricken werde.
Das gefällt ihr.
„Oma, wie lange dauert es denn, bis die Buchhülle fertig ist?“
„Nicht mehr lange, es ist die letzte Hülle, dann sind alle Bücher bestrickt“, erkläre ich ihr und zeige ihr die ersten drei dicken Bücher, die wunderbare Wollkleider bekommen haben.
„Sind das Geschichtenbücher? Liest du mir etwas vor?“, bettelt sie.
„Es ist meine Lebensgeschichte, Kind und ich werde dir gern etwas vorlesen, aber nicht aus diesen Büchern. Die kannst du lesen, wenn du selbst lesen kannst und ich nicht mehr da bin.“ Meine Stimme kratzt verdächtig und meine Augen füllen sich mit Tränen.
Glücklicherweise fragt Maila nicht weiter nach. Ich müsste ihr dann erklären, dass ich meine Lebensgeschichte in vier Teilen erzählt habe. Frühling, Sommer, Herbst und Winter heißen sie und in den entsprechenden Farben habe ich die Schutzhüllen gestrickt. Gerade arbeite ich am letzten Teil, der Winterhülle.
Ich entscheide, dass ich das Thema nicht vertiefen möchte und lenke ab.
„Wollen wir gemeinsam die Wolle aussuchen?“, frage ich Maila, die sofort Feuer und Flamme ist.
Gemeinsam durchforsten wir meine riesige Wollschublade und finden eine regenbogenbunte Wolle, die Maila verzückt aus der Schublade holt.
„Die ist aber schön!“, ruft sie begeistert aus. „Die möchte ich!“
Schnell lege ich ein passendes Nadelspiel dazu und verspreche, noch heute damit zu beginnen.
„Aber zuerst noch eine Geschichte!“, bestimmt Maila und sie besteht darauf, dass ich aus dem Frühlingsbuch lese. Ich lasse mich darauf ein, denn mein Lebensfrühling war bunt und unbeschwert. Also beginne ich:

„Es war ein Dienstag, der heißeste Dienstag des Jahres 1955. Das sagte meine Mutter jedenfalls. Der Tag meiner Geburt. Alle waren zu Hause versammelt und warteten auf mich. Aber ich ließ mir lange Zeit. Mein Opa Willi lief den ganzen Tag wie ein Tiger im Käfig auf und ab. Er war nervös, denn ich war ja sein erstes Enkelkind. Oma kochte und war auch ganz aufgeregt. Meine Mama war oben im Schlafzimmer und wartete auf mich.“

Maila schaut mich mit großen neugierigen Augen an. Sie findet es spannend und fragt nach:
„Und dein Papa? Wo war der?“
„Der musste arbeiten. Er kam erst am Abend, als ich schon auf der Welt war und selig in meiner Wiege schlief.“
Ich zeige Maila ein Foto.
„Schau, das bin ich, da bin ich erst ein paar Stunden alt. Mein Papa hat das Foto gemacht.“
Meine Tochter ruft uns zum Abendessen, deshalb schließe ich das Buch und verspreche, am nächsten Tag weiter zu erzählen. Maila drückt mir einen dicken Kuss auf die Wange.
„Du warst ein süßes Baby, Oma, fast so süß wie ich!“, sagt sie und dann hüpft sie in die Küche und ermahnt mich noch, schnell nachzukommen, denn ihr Hunger sei soooooo groß. Dabei breitet sie die Arme aus und zeigt, wie groß er ist.
Wie gut ist es, dass ich mit dem Winterbuch gerade erst angefangen habe. Ich werde noch vieles erleben, das ich dort hineinschreiben möchte, sooooo vieles.

© Regina Meier zu Verl 2015

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Gib eine Das Bild hat mir meine Freundin Marion zur Verfügung gestellt

Schneemannliebe

Vor nicht allzu langer Zeit hatte Friedrich Gärtner sein Frühstück stets allein eingenommen. Er lebte in einer Seniorenwohngruppe, konnte sich aber so recht nicht anfreunden mit dem Geplapper am Morgen, das ihm zuweilen tüchtig auf die Nerven ging.

Dann war Henriette Müller eingezogen und alles hatte sich seitdem verändert. Friedrich hatte plötzlich wieder Freude daran, sich am Morgen zu rasieren und ein frisches Hemd anzuziehen. Das war ihm lange nicht gelungen und seine Tochter hatte immer wieder mit ihm geschimpft. Sorgfältig frisierte er jetzt sein noch volles, weißes Haar und manchmal summte er sogar ein Liedchen.
Er grämte sich nicht mehr, wenn er ein paar Tage keinen Besuch von seinen Kindern erhielt und sogar seine Gitarre hatte er aus ihrem Koffer befreit, in dem sie monatelang untätig auf ihren Einsatz wartete.
„Guten Morgen, meine Liebe!“ Friedrich deutete einen Diener an. „Ist es gestattet?“, fragte er und deutete auf den freien Platz an ihrem Tisch.
„Ach Friedrich, du musst nicht jeden Morgen fragen, setz dich. Das ist dein Platz!“, antwortete Henriette. Sie lachte und schob sich dann eine Weintraube in den Mund. „Köstlich!“, schwärmte sie.
Friedrich schenkte sich Kaffee ein, nahm einen Schluck und seufzte.
„Hach, das tut gut!“
„Hast du schon aus dem Fenster geschaut heute?“, fragte Henriette und griff nach einem Körnerbrötchen.
„Ja, es hat heftig geschneit, so langsam reicht es mit dem Schnee, finde ich!“ Friedrich mochte den Winter nicht so gern. Früher schon hatte er das Frühjahr herbeigesehnt, damit er endlich wieder in seinem Garten werkeln konnte.
„Ich meinte, ob du HIER schon aus dem Fenster geschaut hast!“, sagte Henriette und deutete auf die große Terassentür.
„Sollte ich?“, fragte Friedrich mit einem Augenzwinkern.
„Solltest du! Unbedingt, am besten sofort!“ Henriette lachte wieder, in Friedrichs Ohren klang das wie Musik.
Friedrich legte die Serviette neben seinen Teller, erhob sich und machte sich auf den Weg zum Fenster. Im Garten, mitten auf der großen Rasenfläche, stand ein riesiger Schneemann. Henriette war ihm gefolgt. Sie hakte sich bei Friedrich ein.
„Ist er nicht wunderbar? Ich liebe Schneemänner, so lange habe ich keinen mehr gesehen!“
‚Der kann nicht echt sein!‘, schoss es Friedrich durch den Kopf, denn er entdeckte keine Rollspuren im Schnee.
„Wie ist er dahingekommen?“, sagte er leise, erwartete aber keine Antwort.
„Er will uns besuchen und kam in der Nacht, gestern war er ja noch nicht da, oder?“ Henriette drückte die Nase an die Scheibe wie ein junges Mädchen. „Er erinnert mich ein bisschen an dich!“
Friedrich stutzte. Er betrachtete den dicken Bauch und die überlange Karottennase des Schneemannes. Es war nicht gerade schmeichelhaft, mit ihm verglichen zu werden.
„Schau, sein Gesichtsausdruck!“, versuchte Henriette zu erklären. „Er guckt wie du, wenn ihm etwas nicht gefällt, er sollte lächeln, das stände ihm viel besser!“
Friedrich lacht laut auf. „Du kennst mich schon ganz gut, meine Liebe!“
„Sollen wir nach dem Frühstück mal zu ihm hinausgehen?“ Henriette zwinkerte Friedrich zu und der war sofort einverstanden.
„Das machen wir!“
Simon, der Praktikant, der in der Teeküche die Kaffeemaschine versorgte, hatte das Gespräch der beiden Senioren grinsend mit angehört. Es war also eine gute Idee gewesen, am Abend mit seinen Jungs den dicken Schneemann zu bauen. Sie hatten viel Freude daran gehabt und als dann später dicke Schneeflocken vom Himmel gefallen waren, die alle Spuren des Bauens zugedeckt hatten, schien ihm die Überraschung perfekt. Und das war sie ja auch!
Als er später Henriette und Friedrich sah, die Arm in Arm vor dem dicken Schneemann standen, fasste er den Entschluss, am Abend eine weitere Aktion zu starten.
„Liebe Frau Holle, lass es noch ein bisschen schneien!“, murmelte er und wenn ich euch jetzt erzähle, dass am Morgen des nächsten Tages neben dem Schneemann eine Schneefrau stand, die fröhlich lächelte, dann wisst ihr ja, wie sie dort hingekommen ist, oder?

© Regina Meier zu Verl

Eine weitere Schreibkick Geschichte zum Thema „Freundschaft“ findet ihr bei

NICOLE

Veronika

RINA

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