Lisa und Jule ziehen um. Da Oma allein in ihrem Haus lebt, liegt es nah, dass man zu ihr zieht, dann ist sie nicht so allein. Außerdem liebt sie die Mädels sehr. Lisa ist aber nicht glücklich. All ihre Freunde wird sie zurücklassen, das stimmt sie traurig.
Es ist Silvester, als die Eltern ihren Töchtern die Neuigkeit eröffnen, die Stimmung ist auf dem Nullpunkt … Lisa erzählt:
Das Zimmer mit der blauen Tür
Wenn ich geahnt hätte, was mich in Omas Haus erwarten würde, dann hätte ich mich auf den Umzug gefreut. Aber das konnte ich ja nicht wissen, also reagierte ich zuerst mit Gemaule.
„Das ist doch nicht euer Ernst!“, fuhr ich meine Eltern an. „In diese verlassene Gegend kriegen mich keine zehn Pferde!“
Papa grinste, es war ein böses Grinsen. Jedenfalls empfand ich das so und es machte mir sogar ein wenig Angst.
„Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben!“, verkündete er und damit war das Thema für ihn vom Tisch. Mama machte immerhin noch den Versuch, mir den Umzug schmackhaft zu machen.
„Sieh es doch mal so: Du wirst neue Freunde finden und wir werden einen schönen Garten haben. Da kannst du dann im Sommer ein Plantschbecken aufstellen, das hast du dir doch immer so gewünscht!“
Ich schüttelte entschieden den Kopf. Das einzig Schöne war, dass wir näher bei Oma leben würden. Ansonsten gab es wirklich keine Vorteile, gar keine. Außerdem war jetzt Winter und bis zum Sommer dauerte es noch lange.
„Die Silvesterparty könnt ihr ohne mich feiern! Ich gehe um Acht ins Bett!“, sagte ich und heiße Tränen liefen über mein Gesicht. Schnell wollte ich in meinem Zimmer verschwinden, damit das niemand merkte. Doch meine kleine Schwester Jule hatte es längst gesehen.
„Die Lisa heult mal wieder! Heulboje, Heulboje!“, rief sie und das machte mich erst recht wütend.
Ich schlug die Tür hinter mir zu und sprang mit einem Satz in mein Bett. Dort zog ich die Decke über meinen Kopf.
Als später Mama in mein Zimmer kam, um mich zum Essen zu holen, hatte ich mich wieder ein wenig beruhigt und ließ mich überreden, an den Silvesterspielen teilzunehmen. Es nützte ja sowieso nichts. Wenn die Erwachsenen eine Entscheidung getroffen hatten, dann war das so und irgendwie sah ich ja auch ein, dass Oma einsam war und wir uns um sie kümmern mussten. Ich hatte meine Oma ja lieb, sie sollte nicht traurig sein.
Kurz vor dem Jahreswechsel starteten wir mit dem Bleigießen. Das war spannend und es entstanden wundersame Gebilde. Ich hatte eine Tür gegossen, das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Papa meinte, dass es ein sicheres Zeichen dafür war, dass sich eine Tür in ein anderes Leben öffnen würde. Wie recht er damit hatte, erfuhr ich erst viel später …
Fortsetzung folgt
© Regina Meier zu Verl
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