
Regina – 2 Jahre alt
Heute, als ich wach wurde, hatte ich einen seltsamen Geruch in der Nase. Einen, den ich zunächst nicht zuordnen konnte und nun weiß ich auch warum: Ich habe diesen Duft lange nicht in der Nase gehabt, er ist nicht mehr modern.
Tante Guste bohnerte ihre Holzdielen früher, immer freitags. Sie war wie meine dritte Oma, eine Nachbarin, die für uns drei Kinder eben viel mehr war als eine Nachbarin. Ob sie mir heute im Traum begegnet ist, dass ich diesen Duft wahrnahm beim Erwachen?
Heute sehe ich ihr Gesicht ganz deutlich vor mir, ihr Lächeln, ihre weißen Haare, die stets eine frische Dauerwelle hatten. Ich sehe ihre Hände und höre ihre Stimme. Sie ist schon so lange tot, doch sie bleibt unvergessen.
Toll war es, wenn ich auf dem Bohnerbesen sitzen durfte, während sie die Dielen polierte. Sie sagte immer, dass es viel besser, geht, wenn ich draufsitze. Der Fußboden wurde durch das Gewicht noch blanker poliert und es roch im ganzen Haus nach Sauberkeit.
Aprospos sauber: samstags war Badetag. Was das mit Tante Guste zu tun hat? Viel, wir teilten uns das Badezimmer, das zwar in unserer Wohnung lag, aber einmal wöchentlich von Tante Guste, ihrem Mann und ihrer erwachsenen Tochter mitbenutzt wurde. Auch hier kriecht mir wieder ein ganz besonderer Duft in die Nase: Apfelblütenduft-Schaumbad, mmmh!