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Posts Tagged ‘Kindergeschichte’

Konfekt – Sensation – übertrieben – stricken – bunt

Das sind die Reizwörter, die verarbeitet werden mussten.

Bitte lest auch bei meinen Kolleginnen: Martina und Lore

Plaudern von Seite zu Seite

„Weißt du“, sagte die Geschichte. „Ich bin nur eine einfache Geschichte. Man kann mich lesen oder erzählen, auch zwei oder drei Mal, aber dann vergisst man mich wieder und ich staube in irgendeinem Bücherregal vor mich hin.“
Das Gedicht, das einen Platz in dem gleichen Buch bekommen hatte, bedauerte die Geschichte auf der anderen Seite. Gerade lag das Buch aufgeschlagen auf dem Wohnzimmertisch und sie konnten ein wenig miteinander plaudern.
„Nun, bei mir ist es ähnlich. Allerdings bin ich recht beliebt und man lernt mich sogar auswendig, wie mir zugetragen wurde. Ich bin aber auch wirklich ein sehr schönes Gedicht!“, sagte es stolz.
„Das heißt ja nichts!“, sagte die Geschichte verstimmt. „Ich bin auch eine spannende Geschichte und trotzdem komme ich so gut wie nie an die Luft. Das deprimiert mich doch sehr.“
„Mmh, das verstehe ich!“ Das Gedicht hatte Mitleid und wollte die Geschichte gern ein wenig aufheitern. „Soll ich mich mal aufsagen?“, fragte es.
„Worum geht es denn bei dir?“, wollte die Geschichte wissen. Eigentlich hatte sie keine Lust auf ein Gedicht. Sie fand Gedichte langweilig.
„Ich bin ein Spaßgedicht, über mich lacht man und wird fröhlich!“, erklärte das Gedicht.
„Okay, dann leg los!“, forderte die Geschichte das Gedicht nun auf, es konnte ja nicht schaden, ein wenig zu lachen und gute Laune zu haben.
„Also gut, pass auf!“ Das Gedicht räusperte sich kurz und sprach dann:

„Hoch oben in der großen Tanne
wohnt Herr Star mit seiner Frau.
Die sprach vergnügt zu ihrem Manne:
Mein Schatz, ich weiß es ganz genau.
Du hast etwas für mich versteckt,
sag mir, mein Lieber, ist’s Konfekt?“

„Halt, halt!“, rief die Geschichte. „Was ist denn Konfekt? Das Wort habe ich noch nie gehört!“
Das Gedicht kicherte. „Konfekt, das sind kleine Naschhäppchen aus Schokolade, mit Nougat, oder Marzipan. Manches Konfekt ist auch mit Pfefferminzcreme oder Erdbeerfüllung!“
„Okay, gut, ich habe es verstanden. Aber sag: warum lernt man denn so einen Text auswendig? Das verstehe ich nicht!“ Die Geschichte war ratlos.
„Na, zum Beispiel zum Valentinstag. Da schenken sich Verliebte Gedichte … und Konfekt!“, antwortete das Gedicht. „Manche malen auch bunte Herzen, oder stricken Socken mit Herzmuster und …“ Das Gedicht kam nun so richtig in Fahrt.
„Ist das nicht alles ein bisschen übertrieben?“, wollte die Geschichte wissen.
Das Gedicht schwieg, es wusste keine Antwort auf diese Frage. Es war ein Liebesgedicht und in Liebesgedichten war nichts übertrieben, ja im Gegenteil, man konnte gar nicht genug übertreiben mit Liebesbekundungen.
„Finde ich nicht!“, sagte das Gedicht deshalb. „Ich bin auch noch gar nicht fertig, aber ich mag nun nicht mehr weitererzählen.“
Eine Weile schwiegen die beiden, dann nahm das Gedicht die Unterhaltung wieder auf. Schließlich konnte man nicht wissen, wann sich einmal wieder eine Gelegenheit zum Plaudern finden würde. Es könnte sein, dass es wieder Jahre dauern würde.
„Worum geht es denn bei dir? Bist du auch eine Liebesgeschichte?“
„Nein, in meiner Geschichte geht es um eine Sensation. Ich fasse mal kurz zusammen: Kind geht allein durch den Wald, pflückt Blumen für Oma, trifft Wolf, der geht vor zur Oma, nachdem er das Kind ausgefragt hat. Er frisst die Oma, als das Kind kommt, frisst er das auch und als der Jäger kommt und den Bauch aufschneidet, kommen Oma und Kind unversehrt raus, eine Sensation, oder?“, erzählt die Geschichte.
„Kenne ich!“, sagt das Gedicht. „Das ist das Märchen vom Rotkäppchen!“
„Stimmt, woher weißt du das?“
„Das weiß jeder, du bist viel berühmter als ich, ja, das bist du!“, versicherte das Gedicht und das tat unserer Geschichte sehr gut.
„Wenn ich könnte, dann würde ich dir jetzt Konfekt schenken, oder rote gestrickte Herzen!“, sagte es zu dem Gedicht.
„Warum?“, fragte dieses.
„Weil ich dich sehr gern habe, und das ist nicht übertrieben!“

Wüsstet ihr nun auch gern, wie das Gedicht weitergeht? Ich weiß es leider nicht, aber das Märchen vom Rotkäppchen, das könnte ich euch locker erzählen. Kennt ihr? Wusste ich’s doch!

© Regina Meier zu Verl

Photo by cottonbro on Pexels.com

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Hier kommt nun die nächste Reizwortgeschichte. Zu verarbeiten waren die Wörter:

Frühling, Luft, bunt, übermütig, glücklich

Mein Ergebnis lest unten, schaut bitte auch bei meinen Kolleginnen rein!

Lores Märchenzauber
Von-Herz-Herz-Geschichten

Opa, Timo und die Frühlingskinder

„Gestern habe ich den Frühling gesehen. Er huschte übermütig durch den Garten und zupfte mal hier, mal da. Ich habe ihn gefragt, was er da macht, aber ich bekam keine Antwort. Als ich ihn nämlich ansprach, verschwand er, schnell wie der Wind!“, erzählte Opa seinem Enkel Timo.

Die Geschichte ist umgezogen, mit einem KLICK findest du sie hier!

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13. Dezember
In einem weiteren Türchen fand sich ein Notenschlüssel, hier ist die Geschichte dazu:

Ohne Fleiß kein Preis
Tim hat Jule bei Frau Müller kennen gelernt. Frau Müller ist die Musiklehrerin und Jule hat immer eine Stunde vor Tim Klavierunterricht.
Er wartet vor der Tür, damit er nicht stört. Erst, wenn sie aufgehört haben zu spielen, klopft er leise an die Tür.
„Komm nur herein, Tim“, sagt Frau Müller dann und Tims Herz klopft ein bisschen schneller.
Er reicht Frau Müller die Hand und macht einen kleinen Diener und dann begrüßt er Jule, die er heimlich bewundert. Sie kann nämlich nicht nur wunderbar Klavier spielen, sie ist auch noch das schönste Mädchen, das er je gesehen hat.
„Hast du vielleicht Lust, einmal mit Jule gemeinsam ein Weihnachtslied einzuüben?“, fragt Frau Müller ihn heute, doch Tim hat gar nichts verstanden. Er schaut das Mädchen an und vergisst die Welt um sich herum.
„Tim, ich habe dich etwas gefragt!“
„Wa-wa-was denn?“, stammelt Tim und wird rot im Gesicht. Frau Müller tut so, als habe sie das nicht bemerkt.
„Ich möchte wissen, ob du mit Jule gemeinsam ein Stück spielen möchtest, vierhändig.“ Jule lächelt und nickt Tim aufmunternd zu. Er hat sich mittlerweile ein wenig gefangen und antwortet:
„Ja, gern. Aber kann ich das denn schon?“
„Sicher kannst du es, wenn du fleißig übst. Ich gebe dir heute die Noten und wir arbeiten gemeinsam daran. Nächste Woche kommst du dann einfach eine Stunde früher und ihr beide habt gemeinsam Unterricht. Ist das in Ordnung?“
„Von mir aus gern“, sagt Jule und packt ihre Notenhefte in die Tasche.
Tim ist vor Freude ganz aufgeregt und nimmt sich vor, diese Woche tüchtig zu üben, damit er mit Jule mithalten kann. Das Mädchen verabschiedet sich und Frau Müller stellt Tim das neue Lied vor. Es klingt wunderbar und Tim ist Feuer und Flamme. Am Ende der Klavierstunde gelingt es ihm schon ganz gut, im Takt zu bleiben und das Musikstück mit Frau Müller gemeinsam zu spielen.
In der folgenden Woche übt er jeden Tag eine halbe Stunde mittags, wenn er aus der Schule kommt und am Abend noch einmal ein paar Minuten.
Mama und Papa staunen, weil sie doch sonst immer sagen müssen:
„Tim, du musst noch Klavier üben!“, worauf Tim dann meist maulend und unlustig auf den Tasten herumklimpert. Plötzlich ist alles anders. Tim hat ein Ziel und es fühlt sich ganz wunderbar an zu spüren, dass man mit Fleiß eine Menge erreichen kann. Den Preis für seine Arbeit bekommt er, als er in der nächsten Woche gemeinsam mit Jule am Klavier sitzt und ihr so nah ist wie noch nie.
Frau Müller ist begeistert und klatscht vor Freude in die Hände.
„Kinder, das machen wir jetzt öfter!“, jubelt sie und ahnt nicht, welche Freude sie Tim damit macht. Oder doch?

Beim Weihnachtskonzert in der Schule treten Jule und Tim gemeinsam auf. Sie spielen die schönsten Weihnachtslieder und bekommen eine Menge Applaus.

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8. Dezember
Nachdem ich die Geschichte von Willi angehört hatte, dachte ich darüber nach, dass auch meine
Oma Betty eines Tages nicht mehr bei mir sein würde. Kein schöner Gedanke, aber so ist das Leben, irgendwann müssen wir uns verabschieden, auch wenn es noch so weh tut.
Aber ich will jetzt gar nichts Trauriges hier sagen, denn schließlich freuen wir uns auf Weihnachten und Oma Betty hat noch jede Menge zu erzählen. Ich bin gespannt, was heute passieren wird!
Ein Päckchen befand sich im Adventskalender, na dann!

Geteilte Freude ist doppelte Freude

In der Schule gibt es einen Adventskalender. Vierundzwanzig Kästchen hängen an einem dicken Seil direkt über der Tafel. Jeden Tag darf eines der Kinder ein Päckchen öffnen und nach dem Wochenende sind es sogar drei Schüler, die an der Reihe sind.
Die Reihenfolge wurde ausgelost. Gut ist, dass es in der zweiten Klasse genau 24 Kinder gibt, schlecht ist, dass Michel die 24 gezogen hat und das ärgert ihn, wo er doch so neugierig ist. Aber da hilft nichts, er muss sich gedulden, eine gute Übung.
„Dafür ist dann gleich danach Heiligabend!“, tröstet ihn Jenny, die schon am zweiten Tag dran ist. Sie hat gut reden, denkt Michel und zieht eine Schnute. Oh, wie süß Jenny das findet, wenn Michel eine Schnute zieht. Zum Verlieben süß, Jennys Herz macht lauter kleine Hüpfer.
„Du, Michel“, flüstert sie.
„Ja, was denn?“, fragt der und er ärgert sich immer noch und es ärgert ihn auch, dass Jenny gar nicht mit dem Thema aufhören will.
„Wir könnten tauschen!“, schlägt Jenny vor und plötzlich hüpft Michels Herz so komisch. Diese Jenny ist eine Wucht, er fand sie vom ersten Tag an super.
„Das würdest du für mich tun?“, fragt er und wird ein bisschen rot im Gesicht, das steht ihm gut.
„Klar!“ Jenny grinst, für Michel würde sie alles tun.
„Perfekt – aber dann musst du ja so lange warten, das wäre nicht nett von mir.“ Jenny drückt Michel ihre Nummer zwei in die Hand.
„Nun mach schon, gib mir deine Nummer, muss ja keiner merken, nicht wahr?“ Sie tauschen und als Michel am zweiten Tag sein Päckchen öffnet und darin zwei Dominosteine, zwei Zimtsterne und zwei supersaure Kaugummikugeln findet, teilen die beiden den Schatz und dann warten sie gemeinsam auf den Tag, an dem Michel sein Adventspäckchen erhält. Sie werden wieder teilen, das steht fest.
„Geteilte Freude ist doppelte Freude, oder so ähnlich!“, lacht Jenny am letzten Schultag vor Weihnachten.
„Bingo!“, sagt Michel und dann drückt er seiner Jenny einen dicken Schmatzer auf die Wange. Dann wird er wieder ein bisschen rot und das steht ihm wirklich sehr gut.

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Hier geht es los             Fortsetzung 1      Fortsetzung 2

3.

Abends hatten wir echt schon eine Menge geschafft. Hungrig und erschöpft saßen wir in der Küche, dem einzigen Raum, in dem noch fast alles an seinem Platz stand. Mama hatte uns ein leckeres Abendbrot gezaubert aus den Resten von Raclette am Silvesterabend. Wir aßen schweigend, irgendwie war jeder von uns mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Ich war gespannt, was es mit der Wahl des Zimmers auf sich hatte, konnte aber mit niemandem darüber reden. Papa dachte wohl darüber nach, was er nach dem Essen noch erledigen konnte und Mama stand die Panik im Gesicht.
„Die Küche muss dann morgen nach dem Frühstück ausgeräumt werden. Das wird noch viel Arbeit. Was für ein Glück, dass wir die Küchenmöbel nicht mitnehmen müssen. Die bleiben für den Nachmieter stehen!“, sagte sie und seufzte.
„Dann haben wir ja gar keine Küche mehr!“, jammerte Jule und brach in Tränen aus. „Was sollen wir denn dann essen? Müssen wir verhungern?“, fragte sie.
„Aber nein, Kind. Das müssen wir nicht. Oma hat doch eine schöne große Küche, die dürfen wir erstmal mitnutzen. Später bekommen wir dann eine eigene Küche. Das Haus hat ja viele Zimmer, da werden wir uns ganz schön einrichten und du bekommst sogar ein eigenes Zimmer für dich ganz allein!“, versprach Mama.
„Ihr werdet sehen wie toll es bei Oma ist!“, schwärmte Papa. Der musste es ja wissen, denn er war dort aufgewachsen. „Am schönsten ist es im Frühling und Sommer, denn der Garten ist ein Paradies. Es gibt dort noch Elfen, ich habe selbst mal eine gesehen!“, behauptete er. Jule machte große Augen, Elfen fand sie toll. Gerade hatte sie noch zu Weihnachten zwei neue Elfen für ihre Sammlung bekommen. Ich stand nicht so auf Märchen und hatte mir lieber einen Scooter gewünscht. Das ist so ein Roller, mit dem man Kunststücke machen kann, ihr wisst schon. Ich habe auch einen bekommen, dazu einen Sturzhelm und Knieschoner sowie Handschuhe, albern, aber wohl nicht zu ändern. Meine Eltern meinten, dass ich den Scooter nur benutzen darf, wenn ich dieses ganze Gedöns anziehe. Was bleibt mir übrig, vielleicht haben sie sogar recht.
„Und jetzt ab ins Bett!“, ordnete Mama an.
Der erste Tag des neuen Jahres war schon wieder vorbei und morgen, an Tag Zwei, würde ich mit Papa zu Oma fahren und hoffentlich endlich erfahren, was in „meinem“ Zimmer so besonders war.

Fortsetzung folgt
© Regina Meier zu Verl

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Anfang

Fortsetzung 1

 

Am Neujahrstag hätte ich gern länger geschlafen, doch Jule war schon früh putzmunter. Kein Wunder, denn am Silvesterabend war sie schon zeitig eingeschlafen und Papa hatte sie ins Bett getragen. Ganz ehrlich: am liebsten habe ich meine Schwester ja wenn sie schläft!
Trotzdem haben wir dann gemeinsam Frühstück für unsere Eltern vorbereitet, das hat Spaß gemacht und die beiden haben sich gefreut, glaube ich. Mama guckte zwar nicht so glücklich, das kann aber daran gelegen haben, dass sie einfach noch zu müde war.
„Ich gehe nun erstmal duschen!“, verkündete Papa gut gelaunt. „Anschließend machen wir eine Familienkonferenz!“
Oh je, ich mochte diese Familienkonferenzen so gar nicht leiden. Warum? Na, weil da immer Aufgaben verteilt wurden, es roch nach Arbeit, und diesen Geruch mochte ich noch nie.
Genauso kam es dann auch. Die Umzugspläne waren das Thema und es wurden Aufgaben verteilt, wusste ich es doch.
Jule und ich sollten zuallererst mal unser Spielzeug in Kisten packen, fein säuberlich und platzsparend.
„Ich zeige euch, wie man das macht!“, versprach Papa. Er selbst und Mama würden im Wohnzimmer anfangen und das Geschirr sorgsam einpacken.
„Am 3. Januar kommt der Umzugswagen, pünktlich um Acht. Dann werden alle Kästen und Kisten eingeräumt und die Möbel. Ich selbst fahre morgen Abend schon zu Oma und bereite dort alles vor“, sagte Papa.
„Ich könnte doch schon mitfahren!“, schlug ich vor und dachte dabei an das Versprechen, das ich Oma gegeben hatte. Ich wollte auf jeden Fall sicherstellen, dass ich in das Zimmer mit der blauen Tür einziehen konnte. Mama und Jule könnten ja dann mit Mamas Auto nachkommen, wenn die Umzugsleute alles verstaut hätten.
„Gute Idee!“, meinte Mama, die etwas nervös war und sicherlich erleichtert war, wenn sie ein Kind weniger hatte, um das sie sich kümmern musste. Jule war ja schon anstrengend genug.
Das hatten wir also zu meiner Zufriedenheit geregelt, jetzt ging es ans Einpacken. Puh, das war anstrengend …

Fortsetzung folgt
© Regina Meier zu Verl

 

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Teil 1 – Der Anfang (Klick)

Fortsetzung 1

Der Abend war dann doch noch sehr schön. Um Mitternacht gingen wir auf den Balkon und schauten uns das Feuerwerk an. Wir selbst hatten keine Feuerwerkskörper gekauft. Mama hatte uns erklärt, dass sie davon gar nichts halte.
„Da wird viel Geld in die Luft geschossen, das ist nicht gut für unsere Umwelt und schon gar nicht für die Tiere, die fürchten sich nämlich sehr!“
So eine winzige Rakete hätte ich schon gern abgeschossen, oder auch zwei oder drei. Aber, wie ich schon sagte: Wenn Erwachsene was beschließen, dann haben wir Kinder keine Chance, immerhin gab es ein paar Wunderkerzen, das war auch schön und in unserer Siedlung wurde genügend geballert, da hatten wir dann alle was davon.
Nach dem Feuerwerk riefen wir dann Omi an, die schon auf unseren Anruf gewartet hatte.
„Hier ist es sehr ruhig!“, sagte sie, nachdem sie uns ein frohes neues Jahr gewünscht hatte.
„Das ändert sich bald, Mutter. Nach Neujahr fangen wir an, unsere Sachen zu packen und dann sind wir schon bald bei dir!“, sagte Papa und er zwinkerte mir zu. Ich ließ mich dazu hinreißen, zurück zu zwinkern, denn Omi freute sich so auf uns, das wollte ich ihr nicht verderben.
„Lisa, ich muss dir dringend was sagen“, meinte Oma, als ich an der Reihe war, Neujahrsgrüße auszusprechen. „Es ist aber ein Geheimnis und du musst mir versprechen, niemandem etwas davon zu erzählen!“
Oh, ich liebte Geheimnisse und natürlich würde ich das für mich behalten, was Oma mir sagen wollte.
Ich ging also mit dem Telefon aus dem Zimmer, damit uns niemand belauschen konnte.
„Jetzt kann es losgehen, Oma!“, sagte ich und lauschte gespannt.
„Hier im Haus gibt es viele Zimmer, das weißt du ja“, legte Oma los. „du musst darauf bestehen, dass du den Raum oben, gleich neben der Treppe bekommst. Weißt du, welchen ich meine?“, fragte sie.
„Klar weiß ich das! Opas ehemaliges Arbeitszimmer meinst du doch, oder?“
„Genau, das Zimmer mit der blauen Tür! Sieh zu, dass es dein Zimmer wird. Das ist wichtig!“, sagte Oma noch und dann mussten wir auflegen, denn Papa wollte unbedingt noch seinen Freund anrufen.
Gespannt wie ein Flitzebogen war ich, was es mit dem Zimmer auf sich hatte. Beinahe freute ich mich nun auf den Umzug.

Fortsetzung folgt
© Regina Meier zu Verl

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Lisa und Jule ziehen um. Da Oma allein in ihrem Haus lebt, liegt es nah, dass man zu ihr zieht, dann ist sie nicht so allein. Außerdem liebt sie die Mädels sehr. Lisa ist aber nicht glücklich. All ihre Freunde wird sie zurücklassen, das stimmt sie traurig.

Es ist Silvester, als die Eltern ihren Töchtern die Neuigkeit eröffnen, die Stimmung ist auf dem Nullpunkt … Lisa erzählt:

Das Zimmer mit der blauen Tür

 

Wenn ich geahnt hätte, was mich in Omas Haus erwarten würde, dann hätte ich mich auf den Umzug gefreut. Aber das konnte ich ja nicht wissen, also reagierte ich zuerst mit Gemaule.

„Das ist doch nicht euer Ernst!“, fuhr ich meine Eltern an. „In diese verlassene Gegend kriegen mich keine zehn Pferde!“

Papa grinste, es war ein böses Grinsen. Jedenfalls empfand ich das so und es machte mir sogar ein wenig Angst.

„Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben!“, verkündete er und damit war das Thema für ihn vom Tisch. Mama machte immerhin noch den Versuch, mir den Umzug schmackhaft zu machen.

„Sieh es doch mal so: Du wirst neue Freunde finden und wir werden einen schönen Garten haben. Da kannst du dann im Sommer ein Plantschbecken aufstellen, das hast du dir doch immer so gewünscht!“

Ich schüttelte entschieden den Kopf. Das einzig Schöne war, dass wir näher bei Oma leben würden. Ansonsten gab es wirklich keine Vorteile, gar keine. Außerdem war jetzt Winter und bis zum Sommer  dauerte es noch lange.

„Die Silvesterparty könnt ihr ohne mich feiern! Ich gehe um Acht ins Bett!“, sagte ich und heiße Tränen liefen über mein Gesicht. Schnell wollte ich in meinem Zimmer verschwinden, damit das niemand merkte. Doch meine kleine Schwester Jule hatte es längst gesehen.

„Die Lisa heult mal wieder! Heulboje, Heulboje!“, rief sie und das machte mich erst recht wütend.

Ich schlug die Tür hinter mir zu und sprang mit einem Satz in mein Bett. Dort zog ich die Decke über meinen Kopf.

Als später Mama in mein Zimmer kam, um mich zum Essen zu holen, hatte ich mich wieder ein wenig beruhigt und ließ mich überreden, an den Silvesterspielen teilzunehmen. Es nützte ja sowieso nichts. Wenn die Erwachsenen eine Entscheidung getroffen hatten, dann war das so und irgendwie sah ich ja auch ein, dass Oma einsam war und wir uns um sie kümmern mussten. Ich hatte meine Oma ja lieb, sie sollte nicht traurig sein.

Kurz vor dem Jahreswechsel starteten wir mit dem Bleigießen. Das war spannend und es entstanden wundersame Gebilde. Ich hatte eine Tür gegossen, das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Papa meinte, dass es ein sicheres Zeichen dafür war, dass sich eine Tür in ein anderes Leben öffnen würde. Wie recht er damit hatte, erfuhr ich erst viel später …

 

Fortsetzung folgt

© Regina Meier zu Verl

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Oma Bettys Tränen und die seligen Geister von Herrn Gluck

Manchmal weint Oma Betty. Oft kommt das nicht vor, aber gelegentlich schon. Ich versuche sie dann aufzuheitern und erzähle ihr Witze. Sie lacht aber meist aus Höflichkeit. Das merkt man ja, wenn ein Witz gar nicht so richtig ankommt, entweder weil er nicht richtig witzig ist, oder wenn derjenige, der ihn hört einfach nicht in der Stimmung ist.

Oma Betty ist selten traurig. Ich bin dann sehr betrübt, lieber habe ich die Tränen, die sie vor Freude lacht, oder vor Rührung.

Neulich zum Beispiel, da hat sie so herzlich gelacht, dass dicke Tränen über ihre Wangen kullerten. Das war toll und man kann einfach nicht anders und muss mitlachen, bis einem der Bauch wehtut.

Und die Rührungstränen, die weint sie, wenn etwas ganz besonders schön für sie ist. Als Mila letzte Woche zu ihr gesagt hat, dass sie die allerbeste Oma der ganzen Welt ist, da hat sie auch geweint, vor Freude halt.

Ich habe mir vorgenommen, viel öfter solche Tränen bei Oma Betty hervor zu kitzeln. Sicher tut ihr das gut. Mir auch! Denn ich liebe meine Oma sehr.

Wenn Oma schöne Musik hört, dann kann es auch passieren, dass sie sich das ein- oder andere Tränchen verdrückt. Ihre Lieblingsmusik kenne ich schon sehr gut und deshalb war ich voll begeistert, als ich von meinem Klavierlehrer neulich ein neues Stück bekam, das zu Oma Bettys Lieblingsmusik gehört. Ich glaube, ich habe noch nie so fleißig geübt, wie in dieser Woche.

Ihr hättet ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr das Stück dann vorgespielt habe. Prompt nahm sie ihre Geige aus dem Koffer und hat mitgespielt. Zusammen haben wir dann den Reigen seliger Geister so schön gespielt, dass sogar unser Hund mitgesungen hat. Opa hat es wohl nicht so gefallen, er hat sich schnell in den Garten verzogen. Ist halt nicht so sein Ding, die klassische Musik.

Mein Ding eigentlich auch nicht, aber für Oma kann man das wohl mal machen, nicht wahr? Dieser Herr Gluck hat einfach schöne Musik komponiert, da gibt es nichts zu meckern.

Ich habe mich übrigens total gefreut, dass sie die Geige dazu genommen hat. Das hat sie lange nicht gemacht und wenn mich nicht alles täuscht, dann wird sie nun wieder öfter spielen. Finde ich gut!

Jetzt müssen wir nur noch Mila überreden endlich den Flötenkurs zu besuchen, den sie vom Christkind bekommen hat. Bisher weigert sie sich noch. Aber es wäre doch schön, wenn wir zu dritt musizieren könnten. Vielleicht gefällt’s dann auch Opa!

 

© Regina Meier zu Verl

 

 

 

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Oma Betty, der Ausflug und Frau Weidewe

Manchmal macht Oma Betty mit uns Enkelkindern einen Ausflug. Mila und ich thronen dann hinten in unseren Kindersitzen und vorn sitzt Oma Betty am Steuer. Frau Weißdenweg hat neuerdings ihren Platz auf dem Armaturenbrett.
Eigentlich war Oma der Ansicht, dass sie so ein Ding nicht braucht und da ihr der Name „Navi“ nicht so gefällt, hat sie es eben umgetauft. Die Stimme ist weiblich, also Frau Weißdenweg oder kurz Weidewe
Papa hat zum Geburtstag ein neues Navi bekommen und er hat Oma Betty sein altes geschenkt.
„Also gut!“, hat Oma gesagt. „Ich kenne den Weg zwar immer, aber wer weiß, wofür es gut ist!“ Man muss dazu sagen, dass Oma selten fremde Strecken fährt und auf ihren gewohnten Wegen weiß sie Bescheid.

Letzte Woche wollten wir zum Tierpark fahren.
„Da waren wir lange nicht!“, hat Oma gesagt und sich die Strecke dorthin schnell nochmal auf der Karte angesehen.
„Mutter, du hast doch das Navi!“, meinte Papa und er half ihr, die Adresse des Tierparks einzugeben.
„Jetzt kannst du dich einfach leiten lassen. Du wirst sehen, das funktioniert ganz wunderbar!“, sagte er noch. Man sollte meinen, dass er seine Mutter besser kennt. Auf jeden Fall besser und länger als ich und ich hatte so meine Zweifel, ob Oma tatsächlich auf Frau Weidewe hören würde.
Es ging schon beim Verlassen des Hofes los.
„Biegen Sie rechts ab!“, sagte Frau Weidewe.
„Nee, das ist ein Umweg!“, antwortete Oma Betty und fuhr nach links.
„Wenn möglich, bitte wenden!“, sagte das Navi, gleichbleibend freundlich.
„Mach ich nicht!“, schimpfte Oma. Die Dame im Navi fügte sich, denn eine Weile sagte sie gar nichts mehr.
„Gleich müssen wir rechts!“, erklärte uns Oma. Frau Weidewe wusste das auch.
„Biegen Sie nach zweihundert Metern rechts ab!“
„Sag ich doch!“, rief Oma begeistert.
„Folgen Sie dem Straßenverlauf etwa drei Kilometer!“, war die nächste Anweisung.
„Und woher soll ich wissen, wann die drei Kilometer erreicht sind?“, fragte Oma, bekam aber keine Antwort.
„Sind wir bald da?“, jammerte Mila. Ich suchte ein Bilderbuch aus meinem Rucksack, damit sie sich beschäftigen konnte und erklärte ihr, dass sie schön still sein müsse, damit Oma sich konzentrieren kann.
„So langsam könnte die mal wieder was sagen!“, meinte Oma. „Die drei Kilometer sind bestimmt schon erreicht!“
„Haste auf den Tacho geguckt?“, wollte ich wissen.
„Ich kann meine Augen ja nicht überall haben, schließlich muss ich …“, Oma brach den Satz ab, denn Frau Weidewe meldete sich zu Wort.
„Biegen Sie nach 200 Metern links ab!“, ordnete sie an.
„Links?“, schrie Oma. „Die spinnt doch!“
Ich hatte es doch geahnt, dass die Sache mit dem Navi keine so gute Idee war. Ich verhielt mich aber vorsichtshalber still. Mila quengelte schon wieder.
„Oma, ich muss mal!“, jammerte sie.
Natürlich war Oma geradeaus weitergefahren und nun kannte sie sich gar nicht mehr aus. Also setzte sie den Blinker und fuhr rechts ran.
„Wenn möglich, bitte wenden!“, sagte Frau Weidewe.
„Du kannst mich mal!“, rief Oma verärgert. Das hätte ich mal sagen sollen, das hätte ein Donnerwetter gegeben.
Oma stieg aus, befreite Mila aus ihrem Kindersitz und verschwand mit ihr hinter einem kleinen Busch. Sichtlich erleichtert kamen die beiden zurück, dann ging es weiter.
„Vielleicht solltest du doch zurückfahren und in die Straße einbiegen, die Frau Weidewe wollte!“, schlug ich vor.
„Ich schalte das Ding jetzt aus, bis jetzt bin ich immer noch überall angekommen, auch ohne diesen blöden Kasten!“, schimpfte Oma.
Irgendwann haben wir den Tierpark dann auch wirklich gefunden, nachdem wir in der Bäckerei nachgefragt hatten, wo wir Kinder ein Croissant bekamen. Als nächstes fuhr Oma an die Tankstelle und erkundigte sich nach dem Weg. Dort kaufte sie uns eine Limo und dann endlich erreichten wir den Tierpark. Ein bisschen komisch kam es uns vor, dass nicht ein einziges Auto auf dem Parkplatz stand, der normalerweise immer gut gefüllt ist.
„Wahrscheinlich haben die alle ein Navi und irren noch in der Gegend rum!“, meinte Oma. Leider war das aber nicht so, der Park hatte geschlossen. ‚Montags Ruhetag‘ stand auf dem Schild am Eingang.
„Mist!“, sagte Oma.
„Das war nun schon der zweite Fluch!“, bemerkte ich und Oma schlug erschrocken die Hand vor den Mund.
„Okay, dann hast du jetzt zwei gut!“, schlug sie vor.
„Kann ich die in Eis eintauschen, eins für Mila und eins für mich?“ Ich kicherte, als sie zustimmte. Ich habe meine Oma fest im Griff. Das Eis war übrigens lecker, superlecker!

© Regina Meier zu Verl

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