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Posts Tagged ‘Hochzeitsgeschichte’

Rettung, Buch, ungenau, verstehen, reden

Das sind die Reizwörter, die diesmal eingebaut werden mussten. Ich bin etwas verspätet heute, habe gestern eine wunderbare Hochzeit gefeiert und bin noch etwas müde.

Bitte schaut auch bei meinen Kolleginnen, ob sie etwas geschrieben haben zum Thema:

Lore
Martina
Christine

 

Der Buchstabentick

 

Angefangen hatte alles, als Gitte und Gerd ihre Hochzeitskarten gestalteten.

„Guck mal, wie schön das aussieht, wenn sich die beiden G ineinander verschlingen.“, meinte Gitte, als sie die Anfangsbuchstaben ihrer Namen kunstvoll gezeichnet hatte.

„Schön auch, dass wir in Gütersloh wohnen, das passt!“, Gerd hatte gelacht und in seinen nächsten Satz baute er wieder ein G-Wort ein. „Was für ein Glück!“

„Genau!“, hatte Gitte begeistert ausgerufen. „Das ist ein gutes Zeichen!“

Die Gästeliste wies 101 Personen aus. „Das geht nicht!“, sagte Gitte. „Es muss eine gerade Zahl sein, sonst bringt es kein Glück!“

„Genau!“, Gerd war ihrer Meinung. „Dann laden wir noch Gisela dazu ein, auch wenn wir das zuerst nicht wollten. Bist du einverstanden?“

„Aber sicher, Gisela ist unsere Rettung. Wer würde besser zu uns passen als sie?“ Gitte kicherte albern. „Ich verstehe gar nicht, warum wir sie nicht gleich auf unsere Liste gesetzt haben!“

„Allerdings …“, gab Gerd zu bedenken, „sie hat doch einen Gatten, oder nicht?“

„Ach was, die reden doch schon lange nicht mehr miteinander. Giesbert wohnt im Gartenhaus und zwitschert sich jeden Abend einen. Gisela will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie kocht noch für ihn und wäscht seine Wäsche, das war es dann aber auch. Gruselig, so eine Beziehung!“

Nachdenklich kaute Gitte auf ihrer Unterlippe. „Meinst du, dass es mit uns auch einmal so enden könnte?“

Gerd legte das Buch „Hundert Tipps für eine gelungene Hochzeitsfeier“ zur Seite.

„Niemals, wir haben ja gar kein Gartenhaus!“, sagte er und nahm seine Gitte in den Arm.

„Wir zwei, wir kriegen das hin, ganz sicher!“

„Was, das mit dem Gartenhaus?“ Gitte schaute ihn entsetzt an.

„Quatsch, das mit der glücklichen Ehe meinte ich doch!“

„Gott sei Dank! Du musst dich aber auch nicht immer so ungenau ausdrücken, mein Lieber!“ Nun strahlte Gitte wieder.

„Gehen wir die Gästeliste noch einmal durch, oder ist nun alles okay?“, fragte Gerd.

„Das ist sicher nicht nötig, lass uns lieber ein Glas Wein trinken und den Abend gemütlich ausklingen lassen. Wir haben ja noch etwas Zeit bis zur Hochzeit.“

„Genau, außerdem kommt gleich meine Serie ‚Gute Zeiten‘ …“

„Schlechte Zeiten …“, ergänzte Gerd den Satz und schüttelte missmutig den Kopf. „Wie kann man nur, vielleicht sollte ich mir doch ein Gartenhaus bauen, für alle Fälle!“ Vorsichtshalber zog er schonmal den Kopf ein, denn Gitte drohte mit dem Glasaschenbecher.

 

© Regina Meier zu Verl

 

 

 

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Das Hochzeitsfest

Gestern haben Mama und Papa geheiratet. Es war ein kleines Fest, aber schön. Mama war chic in ihrem neuen Kleid und Papa hat sogar einen Anzug getragen. Den habe ich nur ein einziges Mal an ihm gesehen. Das war, als damals sein Erbonkel gestorben war.

Ich habe auch ein neues Kleid bekommen und ich durfte mit Mama zum Frisör, der uns beide ganz toll hübsch gemacht hat. Leider haben meine Locken nur bis kurz nach dem Abendessen gehalten. Bei Mama war eine halbe Dose Spray drin. Das machte die Haare zwar bretthart, aber sie blieben dort liegen, wo der Frisör sie hingelegt hatte.

Papa hat gesagt, dass Mama eine Lampenschirmfrisur hätte. Beinahe hätte es deswegen Streit gegeben. Aber ich bin rechtzeitig dazwischen gegangen. Das mache ich immer, wenn ein Streit vorhersehbar ist. Es wäre doch schrecklich gewesen, wenn die Hochzeit ausgefallen wäre, bei all dem schönen Essen, das Mama und Oma vorbereitet hatten.

Ihr müsst jetzt nicht denken, dass es dauernd Streit bei uns gibt. So ist das nicht. Es sind eher Meinungsverschiedenheiten und kleine Neckereien, sagt Mama immer.

Aber zurück zum Essen. Oma hat alles zubereitet, in dem tierische Produkte vorkommen. Mama kann das nicht. Sie lebt schon lange vegan, Papa auch. Ich eher nicht, weil ich dann bei Oma gar nichts essen dürfte und das wäre schrecklich. Nach der Schule gehe ich nämlich immer zu ihr, weil meine Eltern ja arbeiten müssen. Am Wochenende esse ich dann aber zu Hause. Zwei Tage kann ich das gut aushalten und Mama kocht wirklich gut, auch ohne Fleisch, Eier und Käse und was noch so alles verboten ist bei uns.

Papa hat mir verraten, dass er sich manchmal nach einer richtigen Frikadelle sehnt. Beim Hochzeitsfest hätte er gut mogeln können. Es gab Gemüsebratlinge und richtige Frikadellen. Kein Mensch hätte es gemerkt, wenn Papa da zugegriffen hätte. Ich vermute, dass er nur aus Liebe zu Mama auf Tierisches verzichtet. Ist ja auch in Ordnung.

Wenn ich erwachsen sein werde, dann könnte es sein, dass ich auch Veganer werde. Weiß ich aber noch nicht, hat ja auch noch Zeit, nur nicht hektisch werden.

Wir haben übrigens bei Oma gefeiert. Sie hat einen größeren Garten als wir und auch ihr Wohnzimmer war geräumiger. Oma und ich haben alles schön dekoriert. Ich habe viele rote Herzen ausgeschnitten und Oma hat sie mit Sicherheitsnadeln an den Tischdecken befestigt.

Onkel Alex und seine Jungs haben musiziert. Das war lustig. Sie hatten eine riesige Kuhglocke dabei und immer wenn die geläutet wurde, mussten Mama und Papa sich küssen. Ich fand das toll und ich habe die beiden immer angefeuert. Küssen darf man auch, wenn man vegan lebt. Das war also gar kein Problem, obwohl ich den Eindruck hatte, dass Mama etwas genervt war von dem Kuhglockengebimmel und der ewigen Küsserei.

Später am Abend haben wir dann die Frau mit der schönsten Frisur gewählt. Das war natürlich Mama. Sie strahlte und sagte zu Papa: „Siehste!“

Und dann hat sie selbst die Kuhglocke betätigt und schon ging die Küsserei wieder los. Erwachsene können ganz schön albern sein. Ich mag das, ganz ehrlich! Schade, dass ich nicht bis zum Schluss bleiben konnte. Aber ich musste Oma ins Bett bringen, die war völlig fertig von der Feierei. Ich habe ihr noch eine kleine Geschichte erzählt und schwupps waren wir beide eingeschlafen.

© Regina Meier zu Verl 2016

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