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Posts Tagged ‘Großelterngeschichte’

Oma und Lio ärgern Opa
„Dieses ist der Bleistift, den ich am meisten liebe. Mit ihm habe ich meine bisher längste Geschichte geschrieben!“, sagt Oma. Sie zeigt Lio einen klitzekleinen Bleistiftstummel, nicht größer als ein Daumennagel.
„Oh ja, der ist klein! Das muss eine sehr lange Geschichte geworden sein. Erzählst du sie mir?“, bittet Lio.
„Sicher, aber nicht heute!“, sagt Oma und legt den winzig kleinen Stift zurück in die Vitrine. Dort hat er seinen Platz neben unzähligen anderen Stiften. Alle sind mit einem Bändchen versehen, an dem ein Zettel hängt, auf dem Titel und ein Datum der Geschichte steht.
„Oma?“
„Ja, Lio, was ist denn?“
„Warum schreibst du deine Geschichten mit einem Bleistift?“
„Ich schreibe sie nur vor und anschließend tippe ich sie ab. Mit einem Bleistift in der Hand kann ich besser nachdenken. Außerdem kann ich radieren und ändern so viel ich will.“
„Das kannst du doch am Laptop auch.“
„Das stimmt wohl, aber ich kann den Computer nicht mit ins Bett nehmen, wohl aber einen Stift und einen Schreibblock.“
Oma lacht und erklärt, dass Opa sowieso schon verärgert ist, wenn die Nachttischlampe die halbe Nacht brennt. Wenn er auch noch das Rauschen des Laptops ertragen müsste, dann gäbe es sicherlich Ärger. So richtigen Ärger!
„Oma, warum schreibst du denn im Bett? Du könntest doch auch am Tage an deinem Schreibtisch schreiben!“
„Nachts habe ich die besten Einfälle und es ist so schön ruhig. Niemand stört mich, es klingelt kein Telefon und es fahren nur wenige Autos. Ruhe ist das A & O!“
„Das A & O?“
„Ja, das sagt man so: der Anfang und das Ende.“
„Aber das Ende vom Alphabet ist doch das Z, Oma!“
„Das stimmt wohl, doch diese Redewendung kommt aus dem griechischen Alphabet und sie taucht sogar in der Bibel auf: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, der da ist, der da war und der da kommt, der Allmächtige.“
Auf Bibelgeschichten hat Lio keine Lust. Er möchte liebe eine von den spannenden Geschichten hören, die Oma sonst so auf Lager hat. Hechelnde Hunde, tobende Pferde und gefährliche Piraten sollen drin vorkommen. Oder Räuber, die ein Dorf in Angst und Schrecken versetzen. Das wäre eher nach seinem Geschmack. Eigentlich ist er für alles offen, nur spannend soll es sein.
Oma macht auch keine weiteren Versuche, ihm aus der Bibel zu erzählen. Sie holt einen weiteren Bleistiftstummel aus der Vitrine, schaut kurz auf den Zettel, der daran hängt und will gerade anfangen die entsprechende Geschichte zu erzählen, als Opa aus dem Garten kommt.
„Na, ihr Zwei!“, sagt er und holt sich ein Mettwürstchen aus dem Kühlschrank. Das Glas mit dem Senf bringt er mit an den Tisch, taucht die Wurst hinein und beißt genussvoll in die Köstlichkeit. Dabei schmatzt er laut.
„Möchtest du auch mal?“, fragt der den Lio, doch der verzieht das Gesicht. Mettwürstchen mag er nicht und Senf schon gar nicht. Aber er hat eine Idee, gerade ist sie in seinem Kopf angekommen und schon sprudelt es aus ihm heraus:
„Du Opa, darf ich heute bei euch schlafen?“
„Musst du denn morgen nicht in die Schule?“, fragt Opa.
„Nein, es ist Elternsprechtag, da könnte ich hierbleiben, wenn Mama es erlaubt!“
„Was sagt Oma dazu?“, fragt Opa, mehr an Lio, als an Oma gewandt.
„Du kannst mich einfach fragen, ich sitze ja hier neben dir!“, schimpft sie mit Opa.
„Also gut, Oma, was meinst du dazu?“, Opa grinst, er weiß genau, dass es gleich ein Donnerwetter geben wird, denn wenn Oma eines nicht leiden kann, dann ist es, wenn Opa Oma zu ihr sagt,
„Ich bin nicht deine Oma!“, sagt sie auch schon und Lio findet es superlustig, wie die Großeltern sich necken. Genau das ist ja auch seine Idee, er will bei den beiden schlafen und dann soll Oma den Laptop mit ins Bett nehmen, damit er mal sehen kann, wie es aussieht, wenn Opa so richtig verärgert ist. Das hat er nämlich noch nie gesehen.
Als Opa wieder nach draußen gegangen ist, weiht Lio seine Oma in den Plan ein und gemeinsam rufen sie dann Mama an, die erlaubt, dass Lio bleiben darf.
„Das wird toll!“, jubelt der Kleine und Oma freut sich auch. Die Zeit mit den Enkelkindern liebt sie besonders. Opa wird sich auch gar nicht richtig ärgern, aber das muss Lio ja nicht wissen. Sie wird ihren Mann einweihen, ja, das wird sie.
„Und wenn Opa wieder so laut schnarcht, darf ich ihn dann anstoßen und sagen: ‚Opa, nun ist es aber gut!‘, so wie beim letzten Mal?“
„Darfst du!“, sagt Oma und schraubt den Deckel wieder auf das Senfglas. Dabei schimpft sie: Opa und die Mettwürstchen, nein, nein, nein!“
© Regina Meier zu Verl
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Oma Betty malt Bäume

 

„Hast du heute Zeit für mich?“, fragt Oma Betty am Telefon. „Ich möchte gern mit dir zum See fahren und die Malsachen mitnehmen!“
Mein Herz hüpft vor Freude, so gern fahre ich mit Oma zum See. Das ist fast schöner als Kino mit Cola und Popcorn, aber nur fast. Anders eben!
„Fährt Opa auch mit?“, will ich wissen, denn ich habe meinen Opa schon ein paar Tage nicht gesehen.
„Nein, du weißt doch, seit Opa Rentner ist, hat er so viel Arbeit, dass er es kaum schaffen kann!“ Oma lacht. Wie immer, wenn sie über Opas Rentnerdasein spricht. Es stimmt auch, Opa ist ständig unterwegs, aber Oma sagt, dass ihm das guttut und deshalb meckert sie auch nicht.
„Ich frage Mama!“, verspreche ich Oma und sage, dass ich sie anrufen werde, wenn ich mit Mama gesprochen habe.
Mama ist im Garten, sie pflanzt Salat, Mila hilft ihr dabei.
„Darf ich mit Oma zum See fahren? Wir wollen malen!“, frage ich und im gleichen Moment weiß ich, dass ich einen Fehler gemacht habe.
„Mila will auch mit!“, plärrt meine Schwester da auch schon und lässt die Schaufel fallen.
Das hat mir gerade noch gefehlt.
„Aber Mila, du willst mich doch wohl nicht allein die ganze Arbeit machen lassen!“, sagt Mama und ich bin ihr unendlich dankbar.
„Ich will aber mit!“ Mila stampft mit dem Fuß auf und schon rollen die Tränen über ihr schmutziges Gesicht, das gibt lustige Streifen. Trotzdem ist mir nicht zum Lachen. Ich bin aber auch blöd! Ich hätte wissen müssen, dass ich Mama besser heimlich gefragt hätte.
„Am See ist es viel zu langweilig für dich!“, versuche ich die Situation zu retten. In diesem Moment naht Hilfe in Form von Opa Werner.
„Moin“, ruft er fröhlich. Opa sagt immer „Moin“, selbst am Abend noch. Er liebt nämlich die Nordsee und die Menschen dort, und die sagen auch alle „Moin“.
„Ich wollte mir mal ein Kind ausleihen, am liebsten die Mila!“, sagt er grinsend und zwinkert mir zu.
Verdutzt schaut Mila ihn an. Was soll das nun bedeuten?
„Was hast du denn vor, Vater?“, will Mama wissen.
„Ich habe doch einen Bollerwagen gebaut, der muss nun unbedingt ausprobiert werden. Mila, magst du mein erster Fahrgast sein? Wir könnten in Richtung Eisdiele fahren!“, verkündet er.
Sofort versiegen die Tränen.
„Aber du musst dich zuerst waschen, Kind. So schwarz wie du bist, nehme ich dich nicht mit!“ Opa lacht und zwinkert schon wieder.
„Und du …“, sagt Mama, „kannst Oma anrufen und sagen, dass du mitdarfst!“
Ich mache einen Freudensprung und nehme meine kleine Schwester an die Hand. „Komm, Mila, wir machen uns chic!“, sage ich und dann verschwinde ich mit ihr im Badezimmer. Sie lässt sich ohne Murren das Gesicht waschen und schrubbt ihr Hände mit Seife. Dann packe ich meinen Farbkasten und einen Block ein. Dann mache mich auf den Weg zu Oma.

Wir fahren mit dem Fahrrad zum See. Einen schönen Platz haben wir bald gefunden. Eine halbe Stunde später ist mein erstes Bild fertig, es ist super gelungen, finde ich.
Oma malt Bäume, Oma malt immer Bäume. Es gibt genug davon hier am Ufer, sie spiegeln sich im Wasser. Auf Omas Bild kann man das schön erkennen. So gut kann ich das noch nicht, aber Übung macht den Meister!
„Rate, was ich in meiner Kühlbox habe!“, sagt Oma. Ich wünsche mir, dass es ein Eis ist und was soll ich sagen? Manche Wünsche gehen sofort in Erfüllung, Oma Betty ist eben die Beste und gleich danach kommt Opa Werner. Echt!

 
© Regina Meier zu Verl

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