Gestern hat es nicht mehr geklappt mit dem Schreiben, dafür kommen dann heute 2 Teile, hier geht es schon los – bis heute Abend zu Teil 2
Teil 20
Am Abend legte Clara das Beutelchen mit den Eicheln, die sie für Hilda gesammelt hatte auf ihr Nachtschränkchen und hoffte, dass es irgendwie mit in den Traumwald gelangen würde. Wie das genau von statten gehen könnte, das wusste Clara nicht. Im Notfall konnte sie Hilda danach fragen und es dann am nächsten Abend noch einmal versuchen. Vielleicht war es ja auch Blödsinn, denn im Traumwald gab es sicher genug der Eichenfrüchte. Wie sollte sie das denn wissen?
Zu gern hätte sie auch die wunderschöne Laterne mitgenommen und sie Hermann und Hilda gezeigt. Sicher hätten die Beiden auch ihre Freude daran und noch sicherer war, dass im Traumwald noch nie jemand eine solche Lichtquelle gesehen hatte. Kerzen gab es dort, die stellte Hilda her aus dem Wachs der Waldbienen. Ganz herrlich rochen die und sie gaben ein wunderschönes Licht.
Plötzlich kam Clara eine Idee: Wenn sie die Eicheln in ihre Hosentasche stecken würde, dann müsste es doch klappen und vielleicht konnte sie dann auch umgekehrt der Mutter eine Honigkerze mitbringen. Wie sie das erklären sollte, das wusste sie zwar auch noch nicht, aber das Experiment würde sie auf jeden Fall machen. Doch jetzt kam das schwierigste Problem, denn wie sollte Clara der Mutter erklären, dass sie von nun an in ihren Jeanshosen schlafen wollte? Bisher war sie immer im Schlafanzug gereist und wenn sie bei Hilda angekommen war, dann hatte sie von ihr eine warme Jacke und dicke, handgestrickte Socken bekommen, damit ihr nicht zu kalt wurde. Clara konnte sich nicht daran erinnern, ob sie die Sachen von Hilda wieder ausgezogen hatte, bevor sie zurückgegangen war in das Bett in ihrem Kinderzimmer. Von Gehen kann natürlich keine Rede sein, zurückträumen musste sie sich und es war ein großes Glück, dass ihr das stets so gut gelang, wieder einzuschlafen und dann in die eine oder andere Richtung zu reisen.
Als sie längst im Bett lag, kam dann doch noch die rettende Idee, sie würde einfach ihren Rucksack anziehen. Da sie sowieso nicht auf dem Rücken schlafen konnte, sondern sich stets wie ein Igelchen zusammenrollte und auf der Seite lag, würde der Rucksack auch gar nicht stören. Schnell schlüpft sie aus dem Bett, legten den Rucksack an, zog die Decke bis zu den Ohren und lauschte auf die Schritte der Mutter, die hoffentlich nichts bemerken würde.
Da es im Raum bereits dunkel war und Clara sich schlafend stellte, bemerkte Mama Gisela auch wirklich nichts. Leise schloss sie die Kinderzimmertür und ging wieder zurück in die Küche, wo ihre Mutter schon auf sie wartete.
„Gisela, ich glaube ich sollte dir was erzählen. Mir scheint, als habe Clara einiges von deinem Vater geerbt. Er war wirklich ein lieber Mann, das weißt du ja und ich habe in meinem Leben auch nie wieder einen Mann getroffen, mit dem ich mir hätte vorstellen können zusammenzuleben wie mit deinem Vater. Aber er war ein Träumer, manchmal hatte ich das Gefühl, dass er in zwei verschiedenen Welten lebte.“
Gisela war ein wenig nachdenklich geworden, sie hatte sich ja schon ihre eigenen Gedanken über ihre Tochter gemacht. Etwas eigenwillig war sie, das war aber nicht schlimm und keinesfalls negativ. Clara war sehr kreativ, sehr wissbegierig und sie hatte ein freundliches Wesen. Vielleicht war sie ein wenig zu schüchtern, aber gerade in den letzten Tagen hatte Gisela eine Veränderung bemerkt. Besonders freute sie sich über Claras Wunsch, es doch noch einmal mit dem Kindergarten zu versuchen.
„Ach Mutter, ist das denn so schlimm, wenn ein Kind träumt?“
„Nein, Gisela, schlimm ist das nicht, aber ich befürchte, dass es sich nicht ausschließlich um Kindheitsträume handelt, sondern um irgendeine Störung, die ich auch bei deinem Vater bemerkt habe. Weißt du, er wollte doch immer früh zu Bett. Nie ging er mit mir ins Theater oder in ein Konzert. Er hat sich bis zum Schluss heftig gegen die Anschaffung eines Fernsehers gewehrt. Das ist doch nicht normal.“
Gisela lachte schallend.
„Entschuldige, Mutter. Aber was ist denn daran unnormal. Vielleicht ist dir aufgefallen, dass wir auch keinen Fernsehapparat besitzen, oder etwa nicht?“
Jetzt war es an Großmutter, sich zu wundern. Hatte sie doch tatsächlich nicht bemerkt, dass es im Haus keinen Fernseher gab. Unglaublich, sie hatte ihn gar nicht vermisst.
Dabei ließ sie zu Hause nicht eine einzige Serie aus und plante ihr Leben, vor allem ihre Mahlzeiten nach dem Fernsehprogramm.
„Stimmt, ich bin jetzt baff! Bei euch ist das Leben auch ohne die Flimmerkiste spannend.“, gab sie zu.
„Rolf und ich haben uns gegen die Anschaffung entschieden, weil wir gelesen haben, dass Kinder völlig überfordert sind, wenn sie die vielen, sich schnell ändernden Bilder anschauen. Das wollen wir nicht verantworten und außerdem ist so ein Gerät ein Zeiträuber, es gibt so viele Dinge, die man in seiner Freizeit machen kann, die würden alle auf der Strecke bleiben. Das habe ich wohl von meinem Vater geerbt, ich bin also auch nicht ganz normal!“
Jetzt mussten beide Frauen doch herzlich lachen.
„Ich habe es doch gar nicht so gemeint“, entschuldigte sich Großmutter und Gisela lenkte gleich ein: „Weiß ich doch Mama, ist alles okay!“