Oma Bettys Tränen und die seligen Geister von Herrn Gluck
Manchmal weint Oma Betty. Oft kommt das nicht vor, aber gelegentlich schon. Ich versuche sie dann aufzuheitern und erzähle ihr Witze. Sie lacht aber meist aus Höflichkeit. Das merkt man ja, wenn ein Witz gar nicht so richtig ankommt, entweder weil er nicht richtig witzig ist, oder wenn derjenige, der ihn hört einfach nicht in der Stimmung ist.
Oma Betty ist selten traurig. Ich bin dann sehr betrübt, lieber habe ich die Tränen, die sie vor Freude lacht, oder vor Rührung.
Neulich zum Beispiel, da hat sie so herzlich gelacht, dass dicke Tränen über ihre Wangen kullerten. Das war toll und man kann einfach nicht anders und muss mitlachen, bis einem der Bauch wehtut.
Und die Rührungstränen, die weint sie, wenn etwas ganz besonders schön für sie ist. Als Mila letzte Woche zu ihr gesagt hat, dass sie die allerbeste Oma der ganzen Welt ist, da hat sie auch geweint, vor Freude halt.
Ich habe mir vorgenommen, viel öfter solche Tränen bei Oma Betty hervor zu kitzeln. Sicher tut ihr das gut. Mir auch! Denn ich liebe meine Oma sehr.
Wenn Oma schöne Musik hört, dann kann es auch passieren, dass sie sich das ein- oder andere Tränchen verdrückt. Ihre Lieblingsmusik kenne ich schon sehr gut und deshalb war ich voll begeistert, als ich von meinem Klavierlehrer neulich ein neues Stück bekam, das zu Oma Bettys Lieblingsmusik gehört. Ich glaube, ich habe noch nie so fleißig geübt, wie in dieser Woche.
Ihr hättet ihr Gesicht sehen sollen, als ich ihr das Stück dann vorgespielt habe. Prompt nahm sie ihre Geige aus dem Koffer und hat mitgespielt. Zusammen haben wir dann den Reigen seliger Geister so schön gespielt, dass sogar unser Hund mitgesungen hat. Opa hat es wohl nicht so gefallen, er hat sich schnell in den Garten verzogen. Ist halt nicht so sein Ding, die klassische Musik.
Mein Ding eigentlich auch nicht, aber für Oma kann man das wohl mal machen, nicht wahr? Dieser Herr Gluck hat einfach schöne Musik komponiert, da gibt es nichts zu meckern.
Ich habe mich übrigens total gefreut, dass sie die Geige dazu genommen hat. Das hat sie lange nicht gemacht und wenn mich nicht alles täuscht, dann wird sie nun wieder öfter spielen. Finde ich gut!
Jetzt müssen wir nur noch Mila überreden endlich den Flötenkurs zu besuchen, den sie vom Christkind bekommen hat. Bisher weigert sie sich noch. Aber es wäre doch schön, wenn wir zu dritt musizieren könnten. Vielleicht gefällt’s dann auch Opa!
© Regina Meier zu Verl
Liebe Regina,
lange habe ich nichts mehr bei Dir kommentiert. Leider lässt mir manchmal der Alltag nicht so viel Zeit zum Bloggen und Kommentieren. Aber ich möchte Dir sagen, dass mir Deine Oma Betty-Geschichten sehr gut gefallen. Sie sind einfach so schön aus dem Leben gegriffen.
Leider habe ich nur zwei Jahre eine Oma gehabt, dann ist sie leider verstorben. Meine andere Oma (mütterlicherseits) habe ich nie kennengelernt, da sie schon vor meiner Geburt verstorben ist. Aber ich hatte eine Uroma und das war ein wunderschönes Gefühl und ich kann mich erinnern, dass ich sehr stolz darauf war. Ich habe sie liebevoll meine Omaur genannt.
Herzliche Abendgrüße
Astrid
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